09.03.2011

Das kann man auch idyllisch nennen. Part II

Ich stecke mitten in meinem ersten Single-Urlaub. Einem Heimaturlaub, auch wenn der Begriff „Heimat“ wohlweislich fehlleitet. Aber auch Urlaub klingt eigentümlich, weil ich, seit ich von diesem Ländle weggezogen bin, ständig, also minimal 4x im Jahr, hier war. Bisher hatte es immer den Anschein nach ein paar Tagen Elternbesuch, irgendwie Pflicht und irgendwie alles wie immer.

Dieses Mal ist oder war das anders. Klar, die obligatorischen Familienzusammenkünfte blieben nicht aus und kennen tut man den ganzen Scheiß hier ja trotzdem wie seine Westentasche. Aber dann habe ich mir gestern Nachmittag meine Kamera geschnappt, bin mit meiner Mutter und meiner Großmutter an die Nordsee gefahren, habe mich gefühlt wie ein Tourist. Und dann bin ich, während ich das hier schreibe auf dem Weg nach Flensburg per Bus und komme mir vor wie ein Entdecker, nur weil ich in ein belangloses Städtchen fahre. Zu dem ich niemals fahren würde, wohnte ich noch hier. Gibt ja eigentlich auch nichts zu sehen außer ein paar ulkige Fahrgäste, eine Förde in strahlendem Sonnenschein und eine Schwester bei der Arbeit (mir fällt gerade selbst auf, dass ich eklatant viele Familienunternehmungen durchziehe dieser Tage. Was ist mit mir denn los?).  Aber gerade diese offensichtliche Zwecklosigkeit demaskiert es wohl als Urlaubstätigkeit, wie?

Ach, seien wir einmal weniger krittelig als sonst und nennen es nicht provinziell hier sondern idyllisch, nicht zu vernachlässigende Vergangenheit sondern elementare Opposition zum übrigen Restleben. Die es sich mal wieder vor Augen zu führen gilt. Die auch schöne Seiten hat, solange man sie nicht tagein, tagaus um sich zu haben braucht. Wechselwirkung, Protonen und Elektronen, unbändiger Sonnenschein, unwichtiges Dasein, aber immer noch Dasein und Teil von diesem merkwürdigen Ort. Loslassen von angeblicher Coolness und eigentlicher Arroganz. Urlaub machen im nowhere. Kann sogar hin und wieder anmutig sein.


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