27.03.2011

Textleere



Ich kauere. Ich kaue. An einem Keks vor einem Notebook, und der Schreibtisch ist voller Papier. Selbst in der Fensterbank aufgeschlagene Bücher. Ein Ring aus Wissen. Schön ist das. Nervtötend ist das. Ich glaube der Zwang macht es dazu, der Zwang und der Erfolgsdruck. In ein paar Tagen muss die Hausarbeit abgegeben sein und ich bin gerade mal zu einem Drittel damit fertig. Und es gibt immer, immer(!) etwas anderes, scheinbar interessanteres, als das. Im Internet oder in Zeitschriften oder in der Küche oder einfach nur draußen finde ich Ablenkung, gestern war es ein Bright Eyes Konzertstream, heute das wunderhafte Frühlingswetter, morgen wird es was anderes sein. Ich weiche der Anstrengung aus, verweigere mich mit den wichtigeren, mühsameren Aufgaben, obwohl ich genau weiß, würde ich jetzt nur ein paar Stunden investieren, hätte ich ewig Ruhe. Na ja, bis zur nächsten ungeliebten Pflicht.

Jaja, Prokrastination, blabla, kennt jeder, findet jeder toll und scheiße zugleich. Ein Trendthema. Trotzdem stellt sich die Frage: Muss das sein? Das Leben sollte doch so ablaufen, dass man nicht von unliebsamen Firlefanz gedrängt wird, sondern aus eigener Verve entscheidet, macht, tut. Ich zum Beispiel würde gerne diese wahnsinnig geile Angebot, das man mir heute Mittag gemacht hat, stante pede in die Tat umsetzen, wohlwissend, dass das gar nicht möglich ist, aber egal. Es kribbelt mir seitdem einfach in den Fingern, während mir beim dem Gedanken an weitere Stunden mit Brecht die Galle hochzukommen scheint. (Wobei Brecht an sich ja toll ist, es ist der Leistungsdruck, der mich fertig macht. Die Angst, zu versagen? Hm.)

Die Krux an der Geschichte ist, dass ich mir das ja selber aufgedrückt habe, dieses Thema, diese Hausarbeit, dieses Seminar, dieses Studium. War alles meine Entscheidung. Na gut, die Gesellschaft oder besser der Jobmarkt zwingt einen indirekt zu sowas indem sie für gewisse Berufe gewisse Referenzen erwartet. Und in dieser Stadt hier wäre ich, hätte ich frei entscheiden können, niemals gelandet. Aber hey! Ich könnte auch drauf scheißen und Vertreter für Büroartikel werden. Oder Zwangsjacken(ein-)träger. Ich muss nicht das werden, was ich werden will, wenn es bedingt, dass ich erstmal das machen muss, was ich nicht will. Oder so.

So bleibt mir, welch eine Überraschung, wohl nichts anderes übrig als das große Entweder-Oder-Spiel zu spielen und dann zu machen, was gemacht werden muss. Entweder ich leiere mir jetzt einen spießigen 12-Seiter aus dem Handgelenk oder ich stelle mich samt Leierkasten in die Fußgängerzone der Stadt meiner Träume.

Tja, was macht also so ein strebsamer Student nach dieser griesgrämigen kleinen Eigenanalyse? Das einzig Richtige: Er geht in die Sonne und schiebt nachher eine kaffebelastete Nachtsession.

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