03.04.2011

Der Schein lügt

Ein Gefühl dass es an einem vorbeigeht. Das Leben, alles. Ein abgeschmacktes, unwahres, übertriebenes Gefühl, ja, aber es ist da und fordert seine Daseinsberechtigung ein. Fordert Aufmerksamkeit und dass ihm gefälligst entsprochen, nach seinem Belieben gehandelt wird.

Also gehe ich nach draußen, anstatt nur Bilder von Regentropfen auf dem Velouxfenster zu machen. Oder, wenn es trocken ist, dessen Staubschicht zu photographieren. Querbeet durch die Straßenzüge dieser so seltsamen Stadt schlendere ich. Hier draußen ist es T-Shirt-Temperatur, da ist es mit einem Sweatshirt, das ich trage, schon beschwerlich, außer im Schatten. Auf Musik verzichte ich jetzt mal, das lenkt jetzt nur ab, man muss das ja auch nicht immer und überall haben. Man kann ja einfach mal die Frühlingsgeräusche der seltsamen Stadt auf sich wirken lassen.

Ich gehe also so zickzack. Ich finde ein Klein-Rotherbaum und ein Miniminiszeneviertel für die Kids von Klein-Rotherbaum-Eltern. Ich finde einen Park und noch einen und eine mit Mitmenschen vollgestopfte Straße, und bei Klick, bei Grün, da gehen sie alle über den Zebrastreifen. Klick, weil ich meine Kamera dabei habe um das für die Nachwelt, so stelle ich es mir immer gerne vor, festzuhalten. Die Frage ist ja nur: welche Nachwelt?

Und siehe da: Ich treffe jemand Bekanntes in dieser seltsamen, fremden Stadt, und wir holen uns an einem Kiosk etwas zu trinken. Es ist noch keine 6 Uhr, aber statt Wasser oder Bionade nehme ich mir ein Beck's aus dem Kiosk-Kühlschrank. Ich weiß auch nicht wieso. Immerhin, in dem Park, in den wir uns dann setzen, hängen sie alle mit irgendwelchen Biersorten herum. Da sind ganze Leergutberge und ich frage mich, wann wohl die erste Pfandsammler/der erste Pfandsammler hier auftaucht. Kaum gedacht, und da kommt eine ältere etwas erschöpft wirkende Dame des Weges, im Schlepptau führt sie einen Bollerwagen mit sich. Ein schauderhaftes Korrektiv für diesen sonnendurchfluteten Tag, dieses trügerische Idyll. Und wir reden über Mitgefühl, zu viel oder zu wenig.

Morgen soll es wieder regnen. Da kann ich dann wieder nette Tröpfchenbilder machen. Im Hintergrund wird ein winziger Teil der seltsamen Stadt verschwimmen. Und vielleicht mache ich dann das Fenster auf und lasse es auf mich hinabrieseln. Das wäre doch was. Viel Sinn macht das nicht, aber was soll's.

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