04.10.2011

Verfahren

Gigolo Latino

Vorhin, das war hart. Da konfrontierte mich das Leben mit diesen fiesen, ursprünglichen Fragen. Wie es eben nur das Leben kann, die gemeine Sau. "Wo komme ich her, wo will ich hin? Was ist der Sinn usw. usf."

Ausgangspunkt war ein Interview, das ich im August führte und bis vor ein paar Minuten noch transkribierte. Mit jemanden, der vor nunmehr sieben Jahren bei DSDS Fünfter geworden ist, sich davon allerdings, zu seiner halben Ehrenrettung, losgesagt wissen möchte. Dennoch stellte sich mir zwängend die Frage, wie es dazu nur kommen konnte. Warum ich mich an einem Montagabend mit derlei Absurditäten herumzuschlagen habe. Denn seien wir mal ehrlich, nichts läge mir ferner, als mich freiwillig mit solchen Menschen unterhalten zu wollen. Nein, dieses Interview führte ich aus rein rationalistischen Gründen. Und darin liegt die Krux: Zwar lange lange lange nicht zum ersten Mal, doch mich mit voller Härte treffend erkannte ich, dass ich mich verkaufte. Meine Ideale, meinen Stolz, das ganze Programm. Alle sieben Sinne in mir schrillten Alarm, liefen Sturm und übergaben sich in meinen 1,3kg Gehirnmasse, auf das dieses plötzlich doppelt so viel wog und ich mich kurz mal hinlegen musste. Was ist schiefgelaufen? Warnlichter nicht gesehen? Gar keine vorhanden gewesen? Die rechte Ausfahrt nicht genommen und nun ohne Wendemöglichkeiten in der Einbahnstraße unterwegs? Hat die Bremse geklemmt oder bin ich irgendwo falsch abgenommen? Verstaubte Symbolismen - oder wie man das nennt - noch und nöcher, aber nirgendwo ein echter Lösungsansatz. Ich auf der Überholspur zum amoralischen, gewissen-, ja seelenlosen Geschöpf. Ihh bah. Ich ekele mich vor mir selber.

Einerseits. Andererseits, wann hast du denn sonst mal die Gelegenheit, dich derart zu profilieren, wie in der Situation, die dich mit dir unliebsamen Personen, Sachlagen, Philosophien konfrontiert? Ich beschäftige mich mit Dingen, die nicht die meinen sind. Allein die Erkenntnis, dass sie es nicht sind, darauf musst du erst einmal kommen und kommst du meistens nicht allein durch Phantasie. Wie es als Kind schon hieß: Probieren geht über Studieren. Beziehungsweise, in meiner Familie: "Bevor du den Rosenkohl nicht probiert hast, darfst du nicht spielen gehen." Insofern kann ich jetzt durchaus meiner Mutter danken, dass sie mich zwang, den Rosenkohl zu essen. Ich verabscheue ihn nach wie vor. Unendlich. Aber wenigstens ist dieser Abscheu quasi wissenschaftlich zertifiziert.

1 Kommentar:

  1. Ach, Quark. Du bist eine Hure. Ist man eben, in unserem Job, bestenfalls eine Hure, der ihr Beruf hin und wieder auch Spaß macht (nicht immer, klar, aber was wäre die Alternative?).

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